Faith Divides Us, Death Unites Us
In den Neunzigern schufen sich die Briten PARADISE LOST mit ihren beiden Jahrhundertwerken „Icon“ und dem darauf folgenden „Draconian Times“ ihr eigenes Denkmal. Dies waren, nein, sind sogar nach wie vor die Platten, an denen sich die Band bis heute messen lassen muss.
Zuletzt führte dieser Umstand sogar dazu, dass es seitens der Fans massive Kritik hagelte, weil man es wagte, Experimente einzugehen. Auf dem 1997er Werk „One Second“ ließ sich erstmals die Vorliebe der beiden Hauptsongwriter Nick Holmes und Greg Macintosh für Achtziger-Synthiepop der Marke DEPECHE MODE erkennen.
Dies jedoch noch in einem für viele Fans akzeptablen Maße, schaffte man es doch, zwar neue Elemente zu integrieren, aber den Grundtenor, der PARADISE LOST ausmachte, beizubehalten. Auf den folgenden Alben „Host“ und „Believe In Nothing“ verwässerten die ursprünglichen Trademarks immer mehr, so dass zuletzt vereinzelt sogar die Gitarren nur noch am Rande zu erkennen waren, was zu ausbleibenden Verkäufen führte.
Nun erscheint „Faith Divides Us, Death Unites Us“ und wirkt ob seiner Brachialität beinahe so, als wolle sich die Band für ihre letzten Platten bei den Fans entschuldigen. Man spielt wieder Metal und lässt die Gitarren sprechen, und um der „Entschuldigung“ mehr Ausdruck zu verleihen, agiert man härter denn je.
Heruntergestimmte Siebensaiter bilden nun das Fundament für den prägnanten Gesang von Nick Holmes, der sich zuweilen gar wieder in deathmetallischen Growls ergeht. Eine Rückführung auf sein Alter wie er selbst sagt, denn auf Dauer hohe Töne zu singen würde einfach nicht mehr so gut funktionieren.
Die Fans werden es lieben, genauso wie den Umstand, dass das Songwriting wieder in altem Glanz erstrahlt. Sieht man von der Wucht der Riffs und des Sounds einmal ab, so könnten vereinzelte Stücke auch eingangs erwähnten Jahrhundertalben entstammen, was die „Versöhnung“ perfekt macht.
Wer wissen möchte, wie Gothic Metal abseits von Träller-Elsen-Gejodel und übertriebenen Dark-Wave- und Elektrospielereien zu klingen hat, sollte sich dieses Album dringend besorgen.