Union
Das folgende Review hatten wir schon in Ausgabe 84 im Heft. Das Album wird aber nun im Oktober auch in Deutschland veröffentlicht, darum drucken wir die Worte, die Kalle damals darüber verloren hatte, für diese Ausgabe erneut ab: Früher (vor gefühlten 100 Jahren) gab es eine Menge Platten, auf denen jedes einzelne Stück für sich glänzte und mit den anderen zusammen eine durch und durch großartige Scheibe ergab, deren Bedeutung sich aber erst vollständig als Ganzes erschloss – Coverartwork, Texte, du weißt schon.
Heute gibt es Singlehits und Platten, die man drumherum baut, deren Füllstücke aber kein Mensch braucht. „Union“ ist keine Singleplatte, es sei denn, man würde aus jedem der Songs eine eigene machen, dann aber würde die Summe der Einzelteile nicht dieselbe sein.
Eine ungesignte Band veröffentlicht aus Frust, weil sie nach dem Desaster der ersten Platte kein Label findet, ihr zweites Album exklusiv auf iTunes, findet sich auf Platz eins wieder und macht selber gerade mal 1.000 physische CDs, um sie auf der Tour zu verkaufen.
Inzwischen müssten diese edlen, auch weil zumeist signierten Exemplare längst ausverkauft sein, denn fast jede(r), der da war, hat sich nach dem Konzert eine geholt, so gut waren die vier Jungs, denen es nur an der Optik zum Superstardasein fehlt und fehlen wird, leider.
Musikalisch ist die Quintessenz des Besten, was in den letzten zwanzig Jahren unter Britpop lief, hier auf einer Platte vereint. Zu jeder einstmals oder aktuellen großen Brit-Band wirst du Bezugspunkte finden, nur sind sie hier unverbraucht und absolut unpeinlich zu etwas Neuem zusammengefügt.
Großartiger Pop, den man bald mit der breiten Masse teilen werden muss, denn da führt einfach kein Weg dran vorbei. Wenn ihr alle brav aufesst, dann gibt es vielleicht schon bald ein weniger schönes Reissue für die Menschen ohne eigenen Riecher.
Hätte ich ein Label, ich würde diese Band unter Vertrag nehmen, denn groß sind sie eigentlich schon, großartig sowieso.