Before Ever After
Das 1987 auf SST erschienene, von Martin Bisi produzierte Debütalbum des 1982 in St. Louis, Missouri von Andy Hawkins, Gabriel Katz und Ted Epstein gegründeten Instrumental-Trios BLIND IDIOT GOD (der Name ist eine Anspielung auf H.P.
Lovecrafts Beschreibung des Gottes Azathoth) war seinerzeit eine jener SST-Veröffentlichungen, denen man als junger Punk nur mit Ratlosigkeit begegnen konnte. Was sollte das mit Hardcore zu tun haben? Die letzten BLACK FLAG-Releases waren schon herausfordernd gewesen, ebenso MINUTEMEN und SACCHARINE TRUST, und nun das hier.
Von Math-Rock sprach noch keiner, „so komischer Jazz“ lautete die hilflose Beschreibung. SST-Boss Greg Ginn, musikalisch ein Visionär und sehr offen, überforderte bisweilen seine Käuferschaft.
Bis 1996 machten Hawkins (gt), Katz (bs) und Epstein (dr) noch weiter, mit „Enemy“ (Enemy, 1988) und „Cyclotron“ (Avant, 1992) erschienen zwei weitere Alben sowie 1989 zwei EPs, doch dann war Schluss.
2001 schließlich fanden Hawkins und Katz wieder zusammen, fanden in Tim Wyskida (KHANATE) einen neuen Drummer und begannen die Arbeit an einem neuen Album, die jedoch durch eine Erkrankung von Katz sehr langsam voranging.
2012 stieg dieser schließlich aus, Will Dahl kam dazu, und in Zusammenarbeit mit dem legendären Dub-Produzenten Bill Laswell konnte schließlich die Arbeit an „Before Ever After“ beginnen.
Und das ist, so klar kann man das sagen, ein verdammtes Meisterwerk geworden. Man bedauert seine banausenhafte Einschätzung des Debüts, jugendlicher Unverstand eben, aber was wussten wir jenseits von RUTS über Dub? Und Jazz? Nervte.
Wie alles, was nicht hart und schnell war. 28 Jahre später sieht das anders aus, man weiß die Arbeit Laswells zu schätzen, kann die versteckte Schönheit von Math-Rock erkennen, liebt Noise, begeistert sich für Post-Hardcore und erkennt spätestens beim zweiten Hördurchgang die absolut meisterliche Machart der 13 Stücke dieses ersten neuen BLIND IDIOT GOD-Albums seit 23 Jahren.
Viel zu selten trifft in der sonstigen Musikwelt eine so scharf gespielte Gitarre auf so komplexe Rhythmik, kontrastieren post-hardcoriger majestätischer Noise und tiefe Dub-Grooves. „Before Ever After“ ist eine klangliche Offenbarung, ein Hörerlebnis, rundum begeisternd.