Tentacles
Im Februar 2009 verkündeten Menschen, die einen Satz nicht zu Ende lesen konnten, vorschnell und panisch das Ende der Label-Institution Touch And Go. In Wahrheit hatte Corey Rusk nur verkündet, die Großhandelsaktivitäten für andere Labels einzustellen und künftig etwas weniger Releases zu veröffentlichen - kein Grund zur Panik also, denn es geht weiter mit jenem Label, das seit jeher ein gutes Händchen hatte bei der Auswahl seiner Bands.
Dass das auch bei den CRYSTAL ANTLERS der Fall ist, bewies bereits die Ende 2008 erschienene vorzügliche EP, der zwei 7"s vorangegangen waren. Die Songs der Südkalifornier werden auch auf dem Debüt-Longplayer von zwei Elementen dominiert: zum einen dem heiseren, megaphonigen, dissonanten Schrei-Gesang von Bassist Jonny Bell (wundert mich nicht, dass die Europatour wegen Stimmbandproblemen unterbrochen werden musste), zum anderen der Orgel von Victor Rodriguez.
Zwar sind die 13 Songs durchaus aggressiv und sehr dynamisch, doch werden sie eher von Verzweiflung getrieben als von tumber Wut, und mit einem Hang zu Sixties-Garage einerseits und Seventies-Hardrock andererseits, versteckt im Gewand einer Neunziger-Noiserock-Band, wird „Tentacles" so zu einem Album, das sich im T&G-Katalog bei Ordnung nach Musik, nicht Nummer, auch gut zwischen LAUGHING HYENAS und THE JESUS LIZARD packen lässt.
Vorzüglich!