Wenn FAHNENFLUCHT jemals ein weichgespültes Gute-Laune-Album herausbringt, wissen wir, dass wir es als Gesellschaft geschafft haben. Wir haben unsere Probleme überwunden, Rassismus zerstört, Kapitalismus besiegt und alle werden gleich behandelt. Solange das nicht passiert ist, hält uns FAHNENFLUCHT auch weiterhin wütend den Spiegel vor. Seit ihrem Debütalbum im Jahr 2000 geht die Band dahin, wo es weh tut. Den Ursprung haben die Band und viele der Mitglieder am Niederrhein. Doch statt schnoddrigen Dorfpunk gab es bei FAHNENFLUCHT schon immer Politpunk, angepasst der laut und weit übers ganze Land hinweg zu hören ist. Es gibt keinen einzigen Grund bei Antifaschismus leise zu sein. Und solange braucht es eben eine Band wie FAHNENFLUCHT mit ihrem kompromisslosen, intelligenten Punkrock, der nicht nur die Ohren am Puls der Zeit hat, sondern auch beide Fäuste. Das ist konstruktive, wohldurchdachte und konsequente System-, Politik-, Kapitalismusund Gesellschaftskritik ganz ohne moralischen Zeigefinger, dafür immer mit Hand und Fuß. Das ist keine Antihaltung aus Punk-Dogmen heraus. FAHNENFLUCHT sind gegen Schubladendenken und passen selbst in keine. Sie schlagen genau da ein, wo sie gebraucht werden: topaktuell, relevant und punktgenau. Dafür sorgen kluge Texte, verpackt in aggressiven Gesang, nach vorne getrieben von melodischen Gitarren-Riffs und einem energischen Schlagzeug. Der Sound schlägt dabei gerne mal in Richtung Hardcore aus, ohne jemals an Klarheit zu verlieren. Die Jungs wissen, was sie wie zu sagen haben und schaffen es, in ihrer unverkennbaren Handschrift sogar in ruhigeren, experimentellen Liedern eine verdammt laute Botschaft zu transportieren. Der globale Krisenmodus ist nicht erst seit gestern zum Dauerzustand geworden. Die Hoffnungen, die großen Probleme unserer Gesellschaft zu lösen, werden kleiner und solange wird es auch kein fröhlich-unbeschwertes FAHNENFLUCHT-Album geben können. Aber aufgeben? Niemals.