IG Dreck auf Papier (Hrsg.)
Vor ein paar Ausgaben gab es im Ox schon ein Interview mit den Machern dieses Buchs zu lesen, jetzt ist das Ergebnis von deren jahrelanger Wühlarbeit tatsächlich erschienen: Ein mächtig dickes, reichhaltig bebildertes Werk über „Punk in Deutschland“, von den Anfängen in den Siebzigern bis heute.
Ein höllisches Arbeitspensum für die über ein Dutzend Beteiligten, und die Erkenntnis, sowohl auf deren Seite wie auf der des wohlinformierten Lesers, dass DAS eine, allumfassende Buch zu dem Thema nicht möglich ist.
Welche Bands sind wichtig? Klar, die zehn wichtigsten lassen sich mittels Umfrage ermitteln (SEX PISTOLS, CLASH, DEAD KENNEDYS, SLIME, TOXOPLASMA, VORKRIEGSJUGEND), doch dann sind wir schon beim vernachlässigten Mittefeld.
Und welche Fanzines waren wann wo wichtig, welche Labels, welche Städte? Zu jedem Thema lässt sich fast beliebig weit in die Tiefe bohren, zu jedem ist ein eigenes Buch möglich. So gesehen stellt „Keine Zukunft war gestern“ die Sache also auch nur aus einem von vielen möglichen Betrachtungswinkeln dar, ist das Buch hier und da trotz einer recht breiten Basis etwas einseitig und vom Bekanntenkreis des Autorenteams geprägt, kommen so einige Leute, die man selbst für wichtige Zeitzeugen gehalten hätte, nicht zu Wort.
Dennoch: Wirkliche Kritik ist das nicht, das Buch ist eher ein „Fanzine XL“, also subjektiv und entsprechend zwar in der Ausführung beinahe schon wissenschaftlich exakt, aber eben auch lückenhaft.
Es gelingt aber, ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie kreativ Punk ist und war, wie wichtig die Musik, die Szene für viele der Interviewten war (und ist), wie lebendig Punk auch heute noch ist, in all seinen mannigfaltigen Ausprägungen und und Sub-Szenen.
Deshalb: Kaufen, lesen, mehr wissen.