He Who Saw The Deep
Seit ihrem letzten Album „Elegies To Lessons Learnt“ hat sich viel getan bei iLIKETRAiNS. Nachdem die vergangenen Platten auf gefühlten tausend Labels rauskamen, wird „He Who Saw The Deep“ nun auf dem eigenen Label I Like Records veröffentlicht.
Man trennte sich vom fünften Mitglied Ashley, der Horn spielte und für die gesamte Visualisierung bei iLIKETRAiNS verantwortlich war. Und es wirkt so, als habe sich die Band aus Leeds diese Umstände zum Anlass genommen, sich mal ein ordentliches Update zu verpassen.
So wird man zu allererst mit dem weißen Albumartwork konfrontiert; ehrlich gesagt, ein kleiner Schock, hatte man die Band doch auch wegen ihrer grandios dunklen Plattencover lieb gewonnen. Wenn man „Elegies To Lessons Learnt“ noch im Ohr hat, kauft man der Band den Titel des aktuellen Albums locker ab und wird zugleich von den neuen Songs überrascht.
„He Who Saw The Deep“ wirkt heller und wird von schönen, glasklaren Liedern dominiert, die rhythmisch sehr viel ausgefeilter sind als auf dem Vorgänger. Die schwelgerischen Dreivierteltakte werden nun häufig von Viervierteltakten aufgebrochen, ergänzt oder vermischt.
Bei „A father’s son“ und „We saw the deep“ kann man schon fast von tanzbaren Songs sprechen. Durch die oft eingesetzten Dur-Harmonien kommt die Band hier wieder in die Nähe ihrer EP „Progress Reform“.
Es gibt auch wieder klassische iLIKETRAiNS-Lieder, wie etwa „A divorce before marriage“ oder das fantastische „Sea of regrets“, die Post-Rock-typisch ruhig beginnen und mit der Zeit zu einem orchestralen Großwerk aufblühen.
Und immer obendrauf David Martins Grabesstimme, die es schafft, jede noch so gute Stimmung in den tiefsten Keller zu ziehen. „He Who Saw The Deep“ ist ein überzeugendes zweites Album, das auch mit relativ reduzierter Melancholie immer noch für einen herrlich depressiven Herbsttag taugt.