Cripple Crow CD
Der "Musikexpress" weiß Bescheid: Die Neo-Folkies kommen! Dazu gehört dann neben COCOROSIE eben auch Devendra Banhart - übrigens auch mit einer der COCOROSIE-Damen liiert -, der ursprünglich von Michael Gira (SWANS) für sein Young God-Label entdeckt wurde. Banhart, so eine Art wandelndes Gesamtkunstwerk und äußerlich eine weniger pennerhafte Version von Vincent Gallo mit Multi-Kulti-Touch - für die Mädels nicht ganz unwichtig -, wandelt hier knietief im Songwriting der 70er, sprich Lou Reed, Bob Dylan, Donovan oder John Lennon, versehen mit gewissen exotischen, lateinamerikanischen Einflüssen und einem Gesang, der gerne mit Nick Drake verglichen wird. Schon alleine das Cover ist natürlich eine überdeutliche Verbeugung vor "Sgt. Pepper". Das Problem der Platte ist, bei aller Vielseitigkeit und schöner Atmosphäre, dass sie einfach zu lang ist, denn bei 22 Songs verliert man schon mal das Gesamtbild aus den Augen, und so gehen wirklich großartige Songs wie "I feel just like a child" irgendwie in dem Wust selbstgefälliger Melancholie und modernisierter Flower Power-Attitüde unter. Wären Leute wie Banhart oder der unerträgliche Adam Green auch nur halb so genial, wie einem jeder weismachen will, wären Platten wie "Cripple Crow" vielleicht tatsächlich mehr als ein Aufkochen von hippieeskem Liedgut im 21. Jahrhundert. So bleibt es bei einem netten, streckenweise durchaus sympathischen Zitatenschatz, der eher durch extrovertiertes Spinnertum auffällt als durch tatsächliche Originalität. (6)