Elektronisch verfremdete Umweltgeräusche, arabisch anmutende Violinenmelodien, fein ziselierte Geräuschkulissen, ekstatische Klangskulpturen: Musik spielen, heißt für die Gruppe Mirna Loy mit Musik zu spielen. Mit einer Musik die im Moment entsteht, Musik deren Charakter sich in jedem Moment ändern kann, Musik die nicht vorhersehbar, manchmal eingängig an Hörgewohnheiten angepasst, doch oft frei von Strukturen und harmonischer Konstruktion. Dieter Jüdt (E-Gitarre, Loopstation), Dirk Müller (Schlagwerk, Tapes) und Michael Zann (Violine) wagen sich bei jedem Konzert auf neues musikalisches Terrain. Hier werden musikalische Erlebnisse und Einflüsse verarbeitet, neue Klänge, Melodien oder Geräusche probiert, bewährtes neu interpretiert. Die Musiker von Mirna Loy bedienen sich der Stilmittel des Jazz - wie Solo- oder Kollektivimprovisation - ohne sich durch vermeintliche Konditionen binden zu lassen. Auch Einflüsse europäischer Konzertmusik sind zu spüren, Einflüsse aus Rock und Avantgarde. Mal wird das Metrum aufgelöst, ein Sturm wilder Improvisation bricht über den Zuhörer herein, mal tändelt das Klangbild durch sphärische Welten. "Es gibt keinen falschen Ton", sagt Dieter Jüdt. Emotionale Musik könnte man das Spiel der drei Berliner Musiker nennen, für sie ist es schlicht improvisierte Musik; frei von beschränkenden Formen, dafür voll Wahrheit und Lüge, Anmut und Schroffheit, Schatten und Licht.
