DIS*KA + „Das Country Schatzi“
"Elektrobilly Galore" meets "Bonanzabass"
FFT Kammerspiele, am 6.5. Einlass ab 21.00, Forum Freies Theater, Jahnstraße 3, 40215 Düsseldorf
Im Hauptprogramm:
DIS*KA – Elektrobilly Galore
DIS*KA gehen „verstärkt“ aus den Aufnahmen zu ihrem dritten Album hervor:
Schlagzeuger Enno Palucca (Goldene Zitronen) und Gitarrist Ivi Vukelic (3 Shades Of Blues) haben nicht nur dem neuen Album zu einem raueren, dreckigeren, vielschichtiger, kurz: „bandmäßigeren“ Sound verholfen, sie sind auch live mit von der Partie.
Als Konstante durch DIS*KAs Werk zieht sich auch weiterhin der Blues als roter Faden.
WE ONLY HAVE MUSIC ist im Gegensatz zu den beiden Vorgänger Album „Hey Disko“ (2000) und „America´s The Bomb“ (2002) aber fast Sample-frei. Instrumente wie Schlagzeug, Gitarre oder Geige wurden live in der Echokammer (dem Label-Studio) eingespielt. Die zehn Songs der CD (Vinyl: zwölf – zwei Dis*ka-Remixe als Bonus) muten organischer an, haben aber an Tanzbarkeit nichts eingebüßt: im Gegenteil: die Trax sind da, wo es nötig ist, härter, manischer und länger als bisher. Ungerade Takte brechen das klassische 4/4 Schema auf, DIS*KA walzern und legen sich mit 7/4 und 11/8 gut quer.
Electrobilly galore!
Kritik auf triggerfish.de :
Wenn in den letzten Monaten (einer großzügig frühen Bemusterung sei Dank!) eine Neuveröffentlichung auf meiner heimischen Anlage auf heavy Rotation, wenn nicht gar auf maximaler Rotation, lief, dann eindeutig und mit weitem Vorsprung „We Only Have Music“.
Auf Ihrem Drittling sind Dis*ka durch die Verstärkung von Enno Palucca (Goldene Zitronen) am Schlagzeug und den Gitarristen Ivi Vukelic (Three Shades Of Blues) ins Bandformat übergewechselt, was dem Kreuzüber aus Elektro und klassischen Rockformen (Rock’n Roll, Blues) mächtig viel Druck verleiht, ohne die Band dadurch wie eine Rockband klingen zu lassen.
Der Opener „Sneakers Make Me Depressive“ fällt als ebenso schnittiger wie reinrassiger Electrotrack mit 80’s Einschlag noch etwas aus dem Rahmen, aber ab dem zweiten Track „Reduced To My Dick“ ist die Positionierung von Dis*ka ziemlich klar. Der mörderische Electro-Shuffle klingt dabei dermaßen dreist von Electronicat abgekupfert, dass dahinter nur System stecken kann. Und in der Tat nahm der Track ursprünglich als Remix für Fred Bigot’s Projekt seinen Anfang, um sich dann als eigenständiger Dis*ka Track zu verselbstständigen und mächtig in die Beine zu gehen. „Electronic Partners“ nimmt sich dann etwas zurück, um im Gegenzug den Coolness Faktor kräftig anzuziehen. Im Anschluss folgt der Titeltrack, textlich auf eben diese Titelzeile reduziert und von brachialen Gitarren vorangetrieben. Danach zieht der Geist von Electronicat ein weiteres Mal durch’s Zimmer, gekreuzt mit einer Spur Suicide – Electrobilly ist das Stichwort (nicht nur) in „Mixtape For My Robot“. Dass es aber durchaus auch ohne Elektronik geht zeigt „Big Black Rainbow Over My Life“ – Klampfen und Geigen und wer sich noch an M. Walking On The Water erinnert, könnte hier in den Genuss eines Deja Vü Erlebnisses kommen. „Babylondon“ lässt sich von der Bassdrum stoisch nach vorne schieben, Gitarre und Gesang halten jedoch ziemlich wenig von einer 4/4 Taktung und ziehen ihr eigenes Ding durch. Musikalisch versöhnlich endet das Album schließlich mit „Media Cöntrol“, textlich wird aber noch mal in der eitrigen Medienwunde herumgestochert. Konsensalbum für die nächsten drei Monate. Mindestens!
Im Vorprogramm also:
„Das Country Schatzi“
Als ich „Das Country Schatzi" das erste mal hörte, war ich schlichtweg angetan. Ein völlig neuer Style, den ich jetzt einfach mal „Bonanzabass“ taufe. Country- und Westernschallplatten auf dem Plattenteller, dazu live ein DX-7 Syntheziser, ein Laptop und jede Menge Musikalität. Das ergibt eine Mischung von klassischem DJ-Set und Livemusik aus der Elektroecke. Manche Songs werden oldschool nur aufgelegt, andere geloopt, bis der Arzt kommt und in der Effektsektion bearbeitet, dass völlig neue Elektro-Dance-Tracks entstehen. Sehr eigenartige Countrysongs verbinden sich auf diese Art mit 80er-Jahre-Dance-Musik oder Industrial Chaos, diversen gebrochenen Beats und sonstigen komischen Tönen. Manchmal auch Bristolschlagertechnomix mit düsterem Wave Hintergrund. Das Programm wirkt sehr mächtig und steppt vor sich hin, gespickt mit diversen kleinen Soundgimmicks, so dass Dir nicht langweilig wird. Prädikat exzessiv, charmant und formschön zugleich. Nicht unerheblich ist zudem die Tatsache, dass für subtil-ironische Zwischentöne ausreichend Raum bleibt und dieser wohlgemerkt nicht ungenutzt bleibt.
Tolle Performance, aber ganz bestimmt nicht Everybodys Darling. Denjenigen jedoch, die mit Johnny Cash, Tammy Wynette oder Hank Williams und Truckstop noch etwas anzufangen wissen, wird, ja muss sogar, das Programm gefallen.