Hymnen aus dem Schlund
Ich habe Karl Nagel Ende der Achtziger mal mit seiner damaligen Band MORBIB OUTBURST live gesehen, und ich war geflasht: der Typ hatte auf der einen Seite des Schädels Glatze, auf der anderen lange Haare.
Er tobte wie ein Irrer über die Bühne, wirkte wie ein entflohener Psychiatrie-Insasse. Schade, dass der heute nur noch selten auf einer Bühne zu sehen ist, aus ihm hätte ein deutscher Henry Rollins werden können.
Und wie gut Nagel, der später mit MILITANT MOTHERS und bis heute sporadisch mit KEIN HASS DA auftritt, als Sänger ist, beweist dieses Cover-Album, das er zusammen mit Leuten von CANAL TERROR und MOLOTOW SODA aufgenommen hat.
16 Songs, die in seinem parallel veröffentlichten Buch „Schlund“ auftauchen, hat er aufgenommen und dabei wirklich jedem Song seinen speziellen Stempel aufgedrückt – das ist weitab von lahmem Cover-Rock-Zock.
Mit dabei sind unter anderem „Oh Mama“ von HOSTAGES OF AYATOLLAH, „Wie lange noch“ von DER KFC, „Lachleute und Nettmenschen“ und „Zurück zum Beton“ von S.Y.P.H., „Eingeschlossen“ von NICHTS, „Grauschleier“ von FEHLFARBEN, „Pöbel und Gesocks“ von BECK’S PISTOLS, „Kleine Biere“ von DAILY TERROR und „Es brennt“ von HANS-A-PLAST.
Wer das Buch mag, wer Nagel kennt, die erwähnten Bands liebt, hat hieran seinen Spaß.