If All Goes Wrong
Ein wirklich lustiges Filmchen, eine so genannte „Dokumentation", die uns nach dem äußerst bescheidenen „Zeitgeist"-Album von 2007 noch mal erklären will, warum die „Reunion" der SMASHING PUMPKINS eine tolle war und die alte Besetzung eh viel schlechter.
Und so gebärdet sich seine Durchlaucht Billy Corgan hier abwechselnd als missverstandener sensibler Poet oder als Billy Christ Superstar, der Heilsbringer für alle hungernden SMASHING PUMPKINS-Fantrottel, stellvertretend für alle anderen Fantrottel dieser Welt, denen man nur den Namen ihrer alten Lieblingsband hinzuwerfen braucht, um sie in unreflektierte sabbernde Ekstase verfallen zu lassen.
Was man bei „If All Goes Wrong" zu sehen bekommt, ist allerdings deutlich ernüchternder, eine knapp 100-minütige, unfokussierte Aneinanderreihung von Bildern, die auf der 2007er Tour entstanden, ein inhaltlich dürftiger Mischmasch aus Live-Aufnahmen, Statements von Bandmitgliedern, Fans und Pete Townshend himself, als einziger prominenter Zeitzeuge, und als Höhepunkt immer wieder Corgan im Nachthemd beim Komponieren irrsinnig guten neuen Songmaterials.
Eine bizarre Rechtfertigungsoper, denn mal abgesehen von der Tatsache, dass die Pumpkins musikalisch einfach völlig uninteressant geworden sind, ist das eine wirklich armselige Form von Reunion gewesen: Corgan reaktiviert ausgerechnet das frühere Drogenwrack und Pumpkins-Urmitglied Jimmy Chamberlin und castet sich die Restband wie Dieter Bohlen mit Nobodys zusammen, die teilweise gar keine Ahnung haben, was Rockmusik überhaupt ist.
Dementsprechend klingen die Pumpkins dann auch auf der Bühne, seelenloser Alternativerock der besonders plumpen Sorte, der nicht mehr allzu viel mit den ausgezeichneten Frühwerken der Band zu tun hat.
Wer „Zeitgeist" bereits hasste, braucht sich diesen Film erst gar nicht anzuschauen oder gerade erst recht, denn das ebenfalls auf der DVD enthaltene Konzert in voller Länge ist deutlicher Ausdruck des desolaten Zustand der Pumpkins und der Selbstüberschätzung Corgans, der meint, seine uninspirierten Bratgitarren-Exzesse würden noch jemand vom Hocker hauen.
Und ich habe die Band echt mal geliebt. Ach, noch was: Watch out for the girl with the brain tumor! Mehr sage ich dazu nicht, außer dass es eine Unverschämtheit von Seiten des Labels ist, in Deutschland einen Film ohne irgendwelche Untertitel zu veröffentlichen, in dem fast durchgängig gequatscht wird.