Subculture
Eher zufällig wurden THE SELECTER 1979 in Coventry gegründet. Die 2Tone-Band THE SPECIALS benötigte für die B-Seite einer Single einen neuen Song und so kam es zum Instrumental „The selecter“, das von einigen neuen Musikern eingespielt wurde.
Die Single wurde ein Hit und die Band THE SELECTER wurde gegründet mit dem damaligen Line-up Pauline Black, Charley Anderson, Compton Amanour, Charley „H“ Bembridge und Arthur „Gaps“ Hendrickson.
Ihr 1980 veröffentlichtes Debüt „Too Much Pressure“ gehört definitiv zu den Highlights der 2Tone-Ära. Der Nachfolger „Celebrate The Bullet“ hatte zwar gute Momente, aber die Luft war bereits wieder raus, sowohl für 2Tone als auch für die Band, so dass sie sich 1982 auflöste.
Eine erste Reunion gab es 1991/92, auch ein weiteres Album und diverse Tourneen. Aber die Zusammenarbeit währte nicht lange und so folgten in den letzten 25 Jahren immer mal wieder Trennungen, Reunions, neue Platten, Konzerte und Tourneen.
An die Erfolge ihrer Anfänge konnten sie jedoch nicht wieder anknüpfen. Auf dem Höhepunkt dieses Hin und Hers gründeten sowohl Neol Davis als auch Pauline Black jeweils ihre eigenen THE SELECTER.
Davis, der zunächst als Studiomusiker, dann Bandmitglied für die Charterfolge der Band verantwortlich war, versuchte sich die alleinigen Rechte an THE SELECTER zu sichern. Pauline Black, Gesicht und Sängerin der Band, klagte dagegen und darf nun seit ein paar Jahren ebenfalls offiziell mit dem Namen und der Marke THE SELECTER wirtschaften.
Es folgten weitere Alben, Konzerte und einige mehr oder weniger sinnvolle Best-Of-, Singles- und sonstige Zusammenstellungen. 2015, und damit im 35. Jahr seit der Veröffentlichung des Erfolgsalbums „Too Much Pressure“, gibt es mit „Subculture“ nun neues Material von Pauline Black und ihren THE SELECTER.
Von der Urbesetzung ist lediglich Arthur „Gaps“ Hendrickson mit dabei, mit dem sich Pauline das Mikro teilt. Die Instrumentalisten sind „neue“ Leute, machen ihren aber Job sehr gut, und Reggae-Produzent Prince Fatty sorgte für einen hervorragenden Mix.
Mit THE SELECTER jedoch hat das für mich wenig zu tun, außer dass eben zwei authentische Stimmen vertreten sind, die zwölf abwechslungsreiche Songs aufgenommen haben. Es fehlen sowohl die jugendliche Frische als auch die Punk-Attitüde der 2Tone-Ära, stattdessen mischt man gekonnt Ska, Reggae und Pop.
Wo letzteres überwiegt, ist Pauline Black am stärksten, das Cover von Patti Smiths Welterfolg „Because the night“ missfällt mir hingegen. Fazit: Nur weil man sich die Nutzungsrechte gesichert hat und THE SELECTER draufsteht, heißt das noch lange nicht, dass auch THE SELECTER drinsteckt.
Einmal mehr Pauline Black solo würde es eher treffen, aber offenbar zieht der Name THE SELECTER immer noch besser.