SCANNERS („Ihre Gedanken können töten“) ist der dritte Spielfilm des Kanadiers David Cronenberg und möglicherweise sein am konventionellsten inszeniertester und am wenigsten verstörendster in dieser Frühphase, eine Mischung aus Horror-, Science-Fiction-, Action- und Thriller-Elementen, auch wenn man ihn aufgrund einiger drastischer Szenen und der sonstigen Ausrichtung des Regisseurs erst mal in die Horror-Ecke schieben würde.
Und beim deutschen Kinostart hieß es deshalb auch marktschreierisch: „Dein Atem stockt! Dein Fleisch verbrennt! Dein Körper explodiert!“ Der explodierende Kopf relativ zu Beginn von SCANNERS gehört sicher zu den beeindruckendsten Szenen des gesamten Films, der sich damit seinen Platz im Splatter-Genre gesichert hat, wobei man eine ähnlich drastische Szene bereits 1978 in George A.
Romeros DAWN OF THE DEAD finden konnte. Danach hält sich Cronenberg aber mit ähnlich exzessiven Szenen zurück, selbst beim finalen Duell des gegensätzlichen Brüderpaares, einem klassischen Kampf Gut gegen Böse von fast biblischer Dimension, das hier im Mittelpunkt steht, gibt es keine vergleichbaren Exzesse.
Besagte Brüder namens Cameron Vale und Darryl Revok sind so genannte Scanner, telepathisch begabte Menschen, deren eigener Vater, Dr. Paul Ruth (Patrick McGoohan), Auslöser dieser Mutation war, da er ein von ihm erfundenes Medikament namens Ephemerol, ein Beruhigungsmittel für Schwangere, an der eigenen Frau getestet hatte.
In Folge wurden unzählige Scanner geboren, die später dann zum Spielball zweier Großkonzerne werden. Ruth arbeitet für den Sicherheits- und Rüstungskonzern Consec, für den er Scanner rekrutiert, um sie dann im Dienste der Firma zum angeblichen Wohl der Menschheit einzusetzen.
Während Darryl Revok (ein wundervoll diabolischer Michael Ironside) in einer Chemiefabrik große Mengen Ephemerol produzieren lässt, um damit eine neue Generation von Scannern zu züchten und die Macht an sich zu reißen.
Zwischen den Fronten von Vater und Bruder Cameron Vale auf der Suche nach weiteren, guten Scannern und den Spuren der eigenen Vergangenheit, der überhaupt nichts von diesen Verwicklungen ahnt.
SCANNERS wird gerne mal als Cronenbergs asexuellstes Werk bezeichnet, der hier vor allem seinem Unbehagen gegenüber machtpolitischen Verschwörungen hinter den undurchschaubaren Mauern von Konzernen oder politischen Institutionen Ausdruck verleiht, dessen Inspirationsquelle der Contergan-Skandal in Deutschland war.
Ebenso wie William S. Burroughs’ „Naked Lunch“, in dem ebenfalls bösartige Telepathen auftauchen, die die Weltherrschaft anstreben, ein Buch, das Cronenberg später sicher nicht ohne Grund für einen Film adaptiert hat.
Ein an sich interessantes Thema, das Cronenberg aber überraschend oberflächlich abhandelte, und gerade gegen Ende immer mehr auf konventionelles Spannungskino setzte. Sicherlich auch bedingt durch die schwierige Entstehungsgeschichte des Films inklusive diverser Konflikte mit den Darstellern.
Denn Cronenberg musste SCANNERS schließlich mühselig am Schneidetisch zu einem sinnvollen Ganzen zusammensetzen, was man deutlich merkt. Dementsprechend zwiespältig fiel auch das Echo in der Presse wegen der offensichtlichen dramaturgischen Schwächen des Films aus, letztendlich war SCANNERS aber immer noch deutlich cleverer als das, was einem sonst im Genrekino geboten wurde, blieb aber hinter seinen eigenen hochgesteckten Ambitionen zurück.
Definitiv kein Klassiker wie THE FLY, THE BROOD oder VIDEODROME, aber der Film, der dem Kandier zudem in Hollywood die Türen öffnete, auch wenn er davon Abstand nahm, irgendein gutbezahlter Auftragsregisseur zu werden und lieber weiterhin bei seinen abseitigen persönlichen Themen blieb.
Für Cronenberg-Fans ist SCANNERS auf jeden Fall ein Muss. Zehn Jahre später entblödete sich dann Pierre David, der Produzent von Cronenbergs Film, zwei überflüssige Sequels mit beschränktem Unterhaltungswert nachzuschieben, die nicht ansatzweise an die Qualitäten des Originals herankamen und nicht mehr als billiger Nachschub für die Regale der Videotheken darstellten.
Alle drei Filme gibt es zusammen in einer preiswerten Box, ungeschnitten, allerdings in durchwachsener Qualität und ohne Extras oder Untertiteloptionen für die Originaltonspur, aber wirkliche Alternativen gibt es dazu gerade auch nicht.
Wobei die Bildqualität von SCANNERS auf jeden Fall in Ordnung geht, das Problem ist das gut hörbare Hintergrundrauschen der ansonsten recht klaren deutschen Tonspur, mit der Besitzer von Heimkinoanlagen nicht viel Spaß haben werden.