The End Of The World
Eine Platte wie „The End Of The World“ wird man später wohl mal als typische Corona-Produktion bezeichnen (mit passendem Titel), eine Art Interims-Veröffentlichung, als Ventil für den eigenen kreativen Überdruck, zumal das letzte Studioalbum „Silence & Revolt“ bereits 2015 erschien. Im letzten Jahr noch hatte die Kieler Wave/Electro-Band NO MORE um Andy A. Schwarz und Tina Sanudakura ihr vierzigjähriges Bestehen mit der Compilation „Love, Noise & Paranoia“ gefeiert. NO MORE, die mit „Suicide commando“ 1981 einen dieser unverwüstlichen Hits der New-Wave-Ära eingespielt hatten, konnten sich über die Jahre aber gut von irgendwelchen Achtziger-Wave-Stereotypen emanzipieren und haben zu einem Sound gefunden, der durchaus im Hier und Jetzt verankert ist. Ganz ohne eine Rückbesinnung auf die eigene Herkunft geht es aber auch nicht, wie eben bei dieser EP mit sechs Songs, auf der NO MORE passenderweise „Ice age“ von JOY DIVISION covern, „Venus in furs“ von VELVET UNDERGROUND und „Eisengrau“ von X MAL DEUTSCHLAND, neben Lee Hazlewoods „Summer wine“ (bereits 1987 als Demo aufgenommen) den durch Skeeter Davis bekannt gewordenen Titeltrack sowie „My death“ von Eric Blau, Jacques Brel und Mort Shuman, das auch schon Bowie gecovert hat. Mit „Suicide commando“ hat das alles – kaum überraschend – wenig zu tun, dafür durchzieht die Platte eine sehr entspannte, düster-melancholische Cave-Stimmung. Zudem verdeutlicht sie, warum es NO MORE auch 41 Jahre nach ihrer Gründung noch gibt.