Sex Punk Power
„If you put meth in a gas tank instead of gasoline that’s what GRINDHOUSE sound like“ – mit diesem Satz beschreiben sich die 2014 in Melbourne, Australien gegründeten GRINDHOUSE und machen auch direkt klar, dass sie einen klaren Auto-Bezug haben – als ob man das nicht erkennen würde, wenn man sich ihre Plattencover anschaut ... Gut, auf dem Debüt „Sleeping At The Peeps“ von 2014 sieht man eher den nackten Bierbauch von Mick „Two Fingers“ Simpson (voc, gt), aber auch das ist schon eine Aussage mit der Wirkmächtigkeit eines gestreckten Mittelfingers in einem Kontext, da irgendwo anders Schlagzeuger wegen eines bloßen Oberkörpers beim schweißtreibenden Trommeln aus dem Club gejagt werden. Ob hier wohl John „Mad Macka“ McKeering von THE ONYAS und COSMIC PSYCHOS das Vorbild war? Nun, sexuelle Konnotationen tauchen hier auch immer wieder auf, das zweite Album von 2016 hört auf den Namen „Crazy Pussy“ (und wurde erstmals von Steven McDonald (REDD KROSS) produziert, dann kam 2018 „Can I Drive Your Commodore“ und hier gibt es auf Front- und Backcover faltige, voluminöse Männerbäuche, die man dann 2019 auch bei der ersten Europatour erleben konnte. Europa, sowieso ein Thema für GRINDHOUSE, die erklärte Turbojünger sind und HELLACOPTERS wie auch PETER PAN SPEEDROCK als Geistesverwandte ansehen – von den Aussie-Klassikern mal ganz abgesehen. Apropos Aussie-Klassiker: Mit dem Commodore –in Deutschland unter von Autoquartetts geprägten Männern Ü50 konsequent „Kommodore“ ausgesprochen – ist das australische Traumauto der späten Siebziger und Achtziger gemeint, der auf dem Rekord E basierende Commodore C, der down under als Holden Commodore der feuchte Traum junger Männer galt. Dieses Fahrzeug ist nun auch auch auf dem Cover von „Sex Punk Power“ zu sehen, auf dem Backcover ist nur noch Mick oberkörperfrei, die neue Gitarristin Shannon „Candy Cocaine“ Cannon steht mit verschränkten Armen daneben, Rick „Pony Club“ Audsley (gt), Adrian „The Father“ Cummins (bs) und Neil „Armshlong“ Mathews (dr) lungern um den gepimpten Commodore herum. Erneut hat Steven McDonald Mix und Mastering übernommen, denn so sloppy, wie die Story rund um die Band klingen mag, ist der Fünfer in musikalischer Hinsicht keineswegs: Wer auf melodiöse, eingängige, eigentlich kein Stück auf die Aussie-Rock-Klischee-Kacke hauende Punksongs steht, sollte sich positiv überraschen lassen. Und die Texte? Nun ja, dem Albumtitel wird etwa „Ass tonight“ voll gerecht, mit „Hello Hamburg“ bewerben sie sich auf einen Slot beim nächsten Turbojugend-Fest, „Phone sex“ ist so eindeutig wie explizit, und bei „Holy carburetor“ gibt es wieder den KFZ-Bezug – und natürlich „Holden goodbye“ – ein Abgesang auf die letzte australische Autofabrik. Es tut gut, es mit einer Band zu tun zu haben, die auf sämtliche Empfindlichkeiten scheißt.