Simon Reynolds
Als Genre hat Glamrock in der Vergangenheit gewiss nicht immer genug Liebe erfahren. Zugegebenermaßen haben einige der aufgedonnerten Trittbrettfahrer, die sich unter diesem Etikett verkaufen wollten, es progressiven Popkonsumenten auch nicht immer einfach gemacht.
Man denke an die ungelenken ersten Gehversuche von SWEET wie „Coco“ oder „Funny funny“, welche das Motto „Nicht alles, was glitzert, ist Gold“ bestätigen. Simon Reynolds, ehemaliger Redakteur des britischen Weeklies „Melody Maker“, Freelancer bei New York Times und Guardian, bricht in seinem aktuellen Buch eine Lanze für die Plateausohlenträger in viel zu engen Glitzeranzügen, die Anfang bis Mitte der Siebziger die Weltherrschaft erlangten.
Reynolds beginnt seine wirklich ausführliche Untersuchung mit einem gründlichen Überblick über die Karriere von Mark Feld, der unter dem Nom de Guerre „Marc Bolan“ der erste Superstar des Genres wurde.
Dabei setzt Reynolds sich nicht allein mit den popkulturellen Aspekten auseinander, er beschäftigt sich zudem mit kulturgeschichtlichen Ansätzen, die helfen, das Phänomen „Glam“ zu erklären.
Dazu beleuchtet er tiefgehend „Dandytum“ und die Geschichte des Konzepts „Charisma“, beide Begriffe sind essentiell, um einen Charakter wie den von David Bowie zu analysieren, dem ein beträchtliche Platz im Buch eingeräumt wird.
Reynolds setzt sich aber auch mit kleineren Fischen tiefgründig auseinander, untersucht die Bedeutung von Glam auf spätere Trends wie Punk und New Romantic, und blickt zum Ende seines enorm vielschichtigen, aber bestens unterhaltenden Werkes auch auf die Glam-Stars von heute, die Helden der YOLO-Generation.