Let’s Do It Again
Wenn es um britische Rockmusik in den frühen Siebzigern geht, gibt es wenig, was Anlass zur Freude bietet: SWEET, SLADE, T. REX, FACES, zudem noch Pub-Rocker wie DR. FEELGOOD, PIRATES oder EDDIE & THE HOT RODS, kurz bevor es mit der Punk-Explosion losging.
Genau das ist das Fundament, auf das GIUDA mit ihrem unverwechselbar einzigartig abgekupferten Sound bauen. Mit dem ersten Album „Racey Roller“, 2010 erst auf Dead Beat (USA), später dann auf Damaged Goods (UK) beziehungsweise TKO (USA) veröffentlicht, haben die Neo-Bovver-Rocker aus Rom ordentliche Zustimmung erhalten, Fans von Kim Fowley („Der neue Gary Glitter.
Glam für das 21. Jahrhundert!“) bis DEF LEPPARD-Sänger Joe Elliot singen Loblieder, die Presse frohlockt, Punks, Skins und Plateausohlenträger stehen gleichermaßen fest hinter der Band. Mit „Let’s Do It Again“, dem zweiten Album, wird sich die Fanbasis sicher noch verbreitern, und es darf angenommen werden, dass es sich deutlich besser verkauft als das schon recht erfolgreiche Debüt.
GIUDA (auf italienisch heißt das „Judas“), gibt es in der heutigen Formation seit 2009, sie gehen aus den berüchtigten TAXI hervor, die vor gut zehn Jahren die Punk-Szene Roms mit lupenreinem 77er-Streetpunk plus Oi!-Tendenz aufmischten.
Der Veröffentlichung von „Racey Roller“ folgte dann extensives Touren durch Europa und Nordamerika. Danach ging es für die Band um Shouter Tenda Damas und den Leadgitarristen Moretti, die auch alle Songs schrieben, ab ins römische Wax-Studio, wo mit Produzent Danilo Silvestri ausgiebig am neuen Album gewerkelt wurde.
Die Sessions waren enorm fruchtbar, rein analog aufgenommen und auf Vintage-Seventies-Equipment eingespielt setzt „Let’s Do it Again“ den Kurs des Debüts fort, allerdings ist das Songwriting noch ein wenig ausgefeilter, komplexer, ohne Einbußen an Energie und Spontaneität.
Zehn Songs haben es auf das Album geschafft, davon sind zehn Hits. Es ist schwer, einen Song dabei zu finden, der überflüssig wäre. Mit dem schwungvollen Opener „Wild tiger woman“ (nein, nicht der MOVE-Song!), einer unverhohlen SWEET-Pastiche, beginnt ein Songfeuerwerk, das in dieser Qualität vor vierzig Jahren zu Platinscheiben dies- und jenseits des Atlantiks geführt hätte.
„Get that goal“, eine Fußballhymne für den FC GUIDA, kracht ganz wie eine NEW YORK DOLLS-Nummer, Junk-Shop-Boogie-Rock in Reinkultur! Bei „Hold me tight“, dem einzigen Song, der auch nur im Entferntesten Balladen-Tendenzen hat, knödelt Tendas mit der Inbrunst des jungen Alvin Stardust, der bei „My coo ca choo“, Glam- und Rockabilly zusammenbrachte.
Der Sound des Albums überzeugt auf ganzer Länge, da stimmen alle Details, von den komprimierten Drums bis zu den Gitarrensounds, die aus turmhohen Marshall- oder Orange-Kabinetten rausgeblasen werden.
Ebenso authentisch ist Plateausohlen- und Schlaghosenmaskerade der Band gelungen, in den Bühnenoutfits hätten sie ebenso gut 1975 im Musikladen spielen können. So sehr auch GIUDA auf vergangene Trends setzen, so einzigartig sind sie heute mit der Kompromisslosigkeit und Stringenz, in der sie ihr Ding durchziehen.