Irgendwo an der niedersächsisch-westfälischen Grenze, irgendwann Ende 1984. Der schlaksige Exil-Ostfriese, Serien-Devotionaliensammler und Gitarrenversteher Tex Morton trifft auf den Münsteraner Feinschmecker, Anekdotenverwalter und Aus-dem-Standschlagzeuger Sunny Domestozs. Beide wissen, wie man den hochgiftigen Kloreiniger in Wirklichkeit schreibt. Beide beschließen, dies zu ignorieren, und unter der falschen Schreibweise eine Band aufzumachen.
In der Gronauer Pommesbude
„Jan Patat“ fällt ihnen kurz darauf ein junger Psychobilly auf, dessen Flattop heller glänzt und stolzer dem Wind trotzt als alles, was sie bisher gesehen haben: Der zufällig genau kontrabasshohe Cartoonphilosoph Manni Feinbein stößt als Bassist zur Gruppe. Man berät, erschafft, singt und spielt gemeinsam, man knebelt und fesselt den heute längst in einer ganz anderen Liga spielenden Produzenten Götz Alsmann, und lässt sich von ihm die erste LP supervisen: „Barkin’ at the moon“ entsteht, eine Mischung aus Surf, Trash, Punk, Rockabilly und noch ein paar weiteren Schubladen, fast alles tanz- und mitgrölbar, alles voller juvenil-unbekümmerter Energie: Man WAR jung damals, sogar Götz Alsmann war’s!
Im Februar 1986 haben sich Sunny Domestozs ein Riesenpublikum erspielt und werden in einem Atemzug mit Supertramp und den Suicidal Tendencies genannt, zumindest von jenen Plattenhändlern, die alphabetisch nachbestellen. Nach einem kurzen Gastspiel des The Vibes/ Stingrays/
Blueberry Hillbillies-Kontrabassisten Lloyd Tripp, der für den anderweitig verbuchten Manni Feinbein einspringt, beschließt die Band, die leere und zugige Ecke der Bühne zu füllen und holt sich die schwerst pubertierende Jennilee Lewis mit ihrer zweimanualigen 60s-Orgel dazu – eine Musikkarriere bedeutet die Rettung für die angehende Klassenerste. Schon wieder muss die Truppe ins Studio – mit der 12“ „Get ready for the Getready“, dessen Titelstück auch den Freunden in Motown gefällt, zeigt man der Welt, wie schön Psychotrash sein kann. Man tourt und tourt, es gibt zeitweilig keine Milchkanne in Süddeutschland, an der nicht eins der begehrten, von erfahrener Comichand gezeichneten Plakate hing.
1987 schiebt die gewitzte Band schnell noch eine Single hinterher, die ihre Lieblingsstücke in noch besseren Versionen verewigt:
„Playin Favourites“ wird vom mysteriösen Wuppertaler Multitalent Tim Buktu produziert, legendär ist, außer der Songs selber, auch das Cover, das sozusagen ganz neue Akzente in der Comickunst setzte, behauptete jedenfalls damals der verwirrte Zeichner.
Tex Mortons Nebenkarriere als Pseiko Lüde-Gitarrist zwingt ihn im Januar 1988 zum Ausstieg, der einzige deutsche und auch noch weiße Blueskönig Teddy Conetti kann erfolgreich als Ersatzmann für weitere legendäre Touren aquiriert werden. Die Band spielt 1990 ihr letztes Konzert, dann weht der Wind sie auseinander und in ihre jeweiligen Erwachsenenleben hinein.
1993 werden die Songs digitalisiert und zusammen mit einem Samplerbeitrag als „The Complete Sunny Domestozs“ auf CD veröffentlicht.
Und 2005 verspürt die wirklich so gut wie gar nicht älter gewordene Band plötzlich Lust auf einen zweiten Frühling: Nach erfolgreichen Proben steht einem Auftritt in Originalbesetzung beim Wildcat Weekend in Essen nichts im Weg. Wenn’s gut läuft, wird man mehr von ihnen hören. Wenn nicht, können die Mitglieder ja immer noch separat als „The NEW Sunny Domestozs“ bzw. „Cloudy Domestozs“ o.ä. bei Oldiefestivals spielen. Aber da sei der Teufel vor.