Sepulquatra
Fans der Band haben es bereits verfolgt: SEPULTURA nahmen die Lockdown-Pause nicht einfach frustriert hin, sondern schufen ein wöchentliches Event samt unzähligen Gastmusikern, deren Aufzählung hier den Rahmen sprengen würde. Neben Q&A-Veranstaltungen zu politischen Themen gab es im Livestream vor allem eines: SEPULTURA-Klassiker jeglicher Schaffensperioden in neuem Gewand. Jeder Track strotzt vor Gaststars und dementsprechend auch vor künstlerischer Kompetenz. Aber braucht der SEPULTURA-Fan eine Auffrischung der alten Songs? Wer „Sepulquatra“ hört, wird dies wohl bejahen müssen, denn allein das „Orgasmatron“-Cover mit Phil Campbell ist das Geld für die Platte wert. Dabei ist das Album keine lieblos zusammengeklöppelte Live-Album-Abzocke, sondern ein Projekt das lebt, atmet und unfassbar viel Vielfalt bietet. Das liegt natürlich an allen Künstlerinnen und Künstlern, die auf „Sepulquatra“ vertreten sind und den Songs neues Leben einhauchen, zum anderen aber auch an den unterschiedlichen Beiträgen selbst. Einige wurden einfach mit dem Handy aufgenommen, wieder andere im Homestudio und so wirkt „Sepulquatra“ eher wie ein eigens aus der Lockdown-Eintönigkeit geformtes Monster, das aus den Boxen zu lauern scheint, als ein routiniert heruntergespultes Live-Set. Sicher werden Leute, die mit SEPULTURA nie warm wurden, auch mit „Sepulquatra“ nichts anfangen können. Wer aber den Backkatalog in- und auswendig kennt, wird hier sicherlich eine ordentliche Mischung aus Nostalgie und Neuentdeckung feiern dürfen. Die Setlist bietet einige Überraschungen, genau wie das Line-up. Und wie das immer so ist, wird sicherlich auch der eine oder andere Titel schmerzlich vermisst, aber auch darüber kann man hinwegsehen bei all dem Leben, das in „Sepulquatra“ steckt. Auch wenn das Projekt nie als Album geplant war, darf man als Fan dann doch froh sein, dass es eines geworden ist, denn „Sepulquatra“ ist ein einzigartiges Projekt, das die Musikwelt in diesem Ausmaße so erst einmal über Jahre nicht ein zweites Mal zu Ohren bekommt. So schaffen es SEPULTURA, aus einer schwierigen und erdrückenden Zeit ein kleines lebendiges und rundum gelungenes Stück Live-Geschichte auf Platte zu bannen. Natürlich spiegelt das Cover eben genau das wieder. Ein ungeplantes, aber doch rundum stimmiges Gesamtkunstwerk eben. Ein Frankenstein-Monster aus Riffs, Erinnerungen und unbändigem musikalischen Talent einiger sehr interessanter Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Generationen und allen Ecken der Welt.