Radio Hope
Was 2006 in Moskau als HOOD UP 495 begann, wurde unter dem Namen MOSCOW DEATH BRIGADE fortgesetzt. „Hoods Up“ hieß dann 2014 die erste Veröffentlichung. Die Produktion von „Radio Hope“ hat sich etwas in die Länge gezogen, zuerst wegen Corona und aufgrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Als Vorgeschmack auf das neue Album gab es bereits 2023 „Ruder than croc“ mit Elisa Dixan von den LOS FASTIDIOS, „Bass of doom“ mit Hoya Roc von MADBALL und die Kooperation „You’ll never stop us“ auf dem neuesten Werk „We Need Each Other“ der befreundeten Band STAGE BOTTLES. Während MDB in den Anfangstagen noch auf verzerrte Gitarren und Beats setzten, hat sich der Sound im Laufe der Jahre gewandelt. Geblieben ist der stakkatoartige Rap-Gesang. Wie Maschinengewehrsalven fliegen einem die Lyrics der beiden Rapper Vlad Boltcutter und Ski Mask G um die Ohren. Der DJ-Mix von Ghettoblaster G-Ruff hingegen wird von meist schnellen, harten Techno-Beats und EDM dominiert. Ich fühle mich in die Neunziger zurückversetzt. Der Titeltrack „Radio hope“ mit Jen Pop von den BOMBPOPS ist die Hymne des Albums schlechthin. Wäre der kommerzielle Musikzirkus nicht so beschissen, könnte dieser Song mit seinen Hooklines und dem eingängigen Refrain international in den Charts landen. Mit dem räudigen Gesang, dem Pop-Appeal des Albums, neben dem Mix aus HipHop, Punkrock, Rave, Drum’n’Bass, Synthwave oder Happy Hardcore, könnten MDB womöglich einige alte Fans vergraulen, aber vor allem viele neue Anhänger gewinnen. So breit, wie MDB musikalisch aufgestellt sind, so unterschiedlich und über die ganze Welt verteilt sind auch die Künstler:innen zwischen Hardcore, Pop-Punk und Ska, die auf diesem Album mitgemischt haben. Neben Elisa Dixan aus Italien sowie Jen Pop und Hoya Roc aus den USA sind Joshi von ZSK aus Deutschland, Animal von NON SERVIUM aus Spanien, THE RESTARTS aus England), MESSED UP aus Belarus und Rob von BORN FROM PAIN aus den Niederlanden mit von der Partie. Unterm Strich lautet die Botschaft des Albums: Egal wie beschissen die Situation auch sein mag, lasst uns das stärken, was uns eint, und nicht das, was uns unterscheidet und trennt. Dass MDB mit Bolzenschneider und Krokodil Hymnen schreiben können, haben sie bereits in der Vergangenheit bewiesen, aber mit der Produktion von „Radio Hope“ haben sie ihre eigene Messlatte noch einmal deutlich angehoben und dabei sämtliche Genregrenzen und vor allem die verhassten Ländergrenzen ausgehebelt und überschritten. Es sind genau solche auf ihre Weise eigenständigen Bands, die mir besonders viel Freude bereiten. Die stets mit Sturmhauben vermummt auftretenden MDB sind einzigartig, unverwechselbar und besitzen einen klaren Wiedererkennungswert, egal ob man die Band mag oder nicht.