The Road Gets Darker From Here
Vor fünf Jahren erschien mit „The Rotten Mile“ das letzte Album der Ende der Achtziger von Sänger/Gitarrist/Organist James Johnston gegründeten GALLON DRUNK. Das hatten aber nur hartnäckigste Fans der Band mitbekommen, wobei GD-Fans aufgrund der spärlichen Releases in den letzten zehn Jahren auch immer rarer geworden sind.
Bedingt wurde diese geringe Wahrnehmung dadurch, dass die Platte auf einem Kleinstlabel namens Fred erschien, mit dem ein Londoner Galerist ein Ventil für seine musikalischen Vorlieben schaffen wollte, mit dem Ergebnis, dass diese hervorragende Platte inzwischen entweder gar nicht mehr oder nur zu absurden Preisen erhältlich ist.
Das ist umso bedauerlicher, markierte die Platte doch nach „Fire Music“, 2002 auf Sweet Nothing veröffentlicht, die Rückkehr der Band zum ruppigen Swamprock ihrer Frühwerke „You, The Night ...
And The Music“ und „From The Heart Of The Town“ von Anfang der Neunziger. Nicht dass „Fire Music“ ein schlechtes Album gewesen wäre, ganz im Gegenteil, auch wenn Johnston – der wie auch in der aktuellen Besetzung zu dieser Zeit bereits mit Terry Edwards (brass, percussion, piano, organ) und Ian White (drums, percussion) zusammenspielte – dabei mehr nach den DOORS als Nick Cave klang, und sogar regelrecht poppig, wie es auch schon auf „In The Long Still Night“ von 1996 der Fall war.
Zuletzt trat Johnston aber vor allem als Sessionmusiker in Erscheinung und konnte dem schwachen 2011er Album „Something Dirty“ der einen Inkarnation der Krautrock-Institution FAUST mit seinem exzellenten Gitarrenspiel zu Glanzpunkten verhelfen.
Dass es mit „The Road Gets Darker From Here“ jetzt auch noch mal ein neues GALLON DRUNK-Lebenszeichen gibt, ist erfreulich, denn Johnston hat hier zusammen mit White und dem umtriebigen Edwards, der bereits mit den TINDERSTICKS, PJ Harvey, SPIRITUALIZED, Nick Cave, Lydia Lunch, Tom Waits oder Robyn Hitchcock zusammengespielt hat, ein Album aufgenommen, das sich nicht hinter den besten Momenten der Band verstecken muss.
Es ist ein Album, das roh und bluesig ist, versehen mit einem ansteckend hypnotischen Groove. Der selige John Peel gab einst bezüglich GALLON DRUNK zu Protokoll: „Why do I like them? Because they don’t sound like anybody else.“ Und das unterstreicht die Band bei den acht Songs ein weiteres Mal auf beeindruckende Weise, leistet sich aber auch subtilere, leisere Momente wie etwa beim großartigen letzten Track „The perfect dancer“ mit seiner stoischen, an CANs „Yoo doo right“ angelehnten Rhythmik, den man sich in einer 20-minütigen Version gewünscht hätte.
Was auch der einzige Kritikpunkt an dieser hervorragenden Platte wäre, die mit 37 Minuten fast etwas zu kurz geraten ist, denn alle acht Songs besitzen eine spezielle Qualität, die sie dazu prädestiniert, episch und ekstatisch ausgewalzt zu werden.
Vorab wurden bereits die beiden Songs „You made me“ und „A thousand years“ als Singles veröffentlicht, beide versehen mit exklusiven B-Seiten-Tracks, darunter ein sehr schönes Stück zusammen mit TOCOTRONICs Dirk von Lowtzow, das sich ebenfalls gut auf dem Album gemacht hätte.
(Diese Band war auf der Ox-CD #103 zu hören)