Kool Savas Optik Takeover Tour 05' mit KKS , Amar , Ercandize, Caput & DJ Nicon
Datum: 29.10.2005 - Samstag
Programm: special guests | ERCANDIZE | AMAR | CAPUT | DJ NICON
Als "Kind des Zorns" (so in der "Optik Anthem") war er angetreten, zum "König der Schulhöfe" (TAZ) ist er avanciert, jetzt sind sie alle "down with the King". Kool Savas, in seinem radikalen und aggressiven Umgang mit der deutschen Sprache für viele der deutsche Eminem, hat sich zum MC mit Starpotential gemausert. Der Deutsch-Türke Savas Yurderi ist zur Identifikationsfigur einer Jugend und Szene geworden, die sich mit dem Verlust des Rebellischen im HipHop einfach nicht mehr abgeben wollte. Das haben auch seine Kollegen erkannt, die den Berliner mit den energetischen Skillz zum wohl meist gefeatureten Künstler der vergangenen Jahre machten. Das langerwartete Debütalbum "Der beste Tag meines Lebens" (2002), eines der meist antizipierten in der deutschen HipHop-Geschichte, stieg von null auf Platz 6 der Media Control-Charts ein und bewies somit, dass Kool Savas längst auch außerhalb von Berlin "gehört und verstanden" wird. Und auch die breite Öffentlichkeit konnte nicht mehr um diesen Erfolg herumkommen: bereits 2002 in fünf Kategorien No. 1 bei den Juice Awards, dann 2003 ein Comet, Echo-Nomierung und von da an ging es immer weiter nach oben.
Die Texte von KOOL SAVAS sind eine Frage des Blickwinkels, der Optik, die man schiebt. Wenn Savas verbal auspackt, dann ist das vom Standpunkt der alteingesessenen HipHop-Elite zunächst eine Katastrophe. Definierte sich doch deren Bild von HipHop anfangs oft über eine programmatische Entfernung vom Vorbild Amerika. Da gab es die Spaßkulturfraktion, die deutschen Sprechgesang als Stand-Up-Comedy praktizierte und deren Gegenbewegung, für die sich Ernsthaftigkeit in der Sache lediglich in politisch korrekten Texten über Ausländer in Deutschland und freien Drogenkonsum äußerte. Der andere Blickwinkel gehört "King" Kool Savas. Der ist nicht minder ernsthaft bei der Sache, im Gegenteil. Er vervollkommnet das, was einen guten Rapper auszeichnet, und das sind - mehr noch als seine Texte - seine Skillz. Was seine alles niedermähenden Fähigkeiten am Mic betrifft, ist Savas deshalb die unbestrittene Nummer Eins in Deutschland. "Die Ernsthaftigkeit habe ich wohl von meinen Eltern. Es war ihnen immer wichtig, dass man sich bei dem, was man macht, krass anstrengt. Deswegen habe ich mir beim Rap-Ding von Anfang an total Mühe gegeben und das total ernst genommen. Ich konnte das nicht nur nebenbei machen." Savas ist nicht der Typ Mittelklasse-Kid turned Ghetto-Rapper, das verbietet ihm schon seine Geschichte. 1975 in Deutschland geboren, ging er als Einjähriger mit seinen Eltern zurück in die Türkei, wo er knappe fünf Jahre in Istanbul verbrachte, bevor der Vater aus politischen Gründen inhaftiert wurde und der knapp Sechsjährige mit seiner Mutter nach Aachen zurückkehrte. Die folgenden sechs Jahre müssen unauffällig gewesen sein, schließlich wirkt der Umzug des 12jährigen nach Berlin-Kreuzberg auf ihn wie ein Kulturschock. "In Berlin hatten die Schüler echt gar keinen Respekt den Lehrern gegenüber. Denen war alles egal. Ich erinnere mich noch daran, wie ich in die Klasse gekommen bin und die Schüler wirklich die Füße auf den Tischen hatten, das konnte ich gar nicht glauben, für mich war das wirklich ein Schock. Dadurch war ich aber auch richtig gut in der Schule, auch in Fächern, in denen ich eigentlich schlecht war. Aber danach - bamm - habe ich mich dem schlechten Standard angepasst."
Heute hat Savas im Rap-Game die Füße oben, von Respekt - zumindest in seinen Texten - keine Spur. Der Rebellion auf dem Schulhof, während der Savas - ganz Rap-Sozialisation - das Wort als Waffe begriffen hatte, folgte die Zeit als Rap-Rebell. Zunächst auf Englisch und 1996 nach einer Reise in die USA dann zum deutschsprachigen Rap. Weil die 'Livin' Legends', mit denen er dort abhing, es cooler fanden, wenn ihr deutscher Besuch auch so rappte. Anfangs gab es kaum jemanden, der nicht in beeindruckenden Wortkaskaden vom Berliner gedisst wurde. "Als ich angefangen habe zu rappen", erzählt Savas, "aber auch zu Beginn meiner deutschen Phase, da waren die anderen, gerade als ich noch keinen Erfolg hatte, automatisch ein bisschen mein Feindbild, dem gegenüber ich respektlos sein musste, um das rüberbringen zu können." Der Erfolg und eine immer größer werdene Fanbase kamen aber schnell. Sein "Sex-Battle-Kram" (O-Ton Savas) polarisierte und sorgte so für den frischen Wind und die gehörige Portion Scheiß-Drauf-Attitüde, die deutschen HipHop auf das nächste Level hieven konnte. "Ich rappe, um Rap zu retten" heißt es da, Kollateralschäden werden im Zuge dieser Mission gerne in Kauf genommen.
"Irgendwann habe ich mich gefragt, ob die Leute mich als MC überhaupt ernst nehmen. Peilen die überhaupt, dass ich auch rappen kann?" Während Savas erwachsen wurde und über die Wirkung seiner Lyrics reflektierte, schien in seiner Umgebung die Zeit stehen zu bleiben. Im Kopf und auch was die Förderung des zu diesem Zeitpunkt schon lange erwarteten Solo-Albums betraf. Es hieß also: Neue Optik, neues Label, neues Leben. Und dann das Debutalbum der "Beste Tag Meines Lebens". "Ich will, dass man das an einem Stück durchhören kann. Und nach dem Titeltrack konnte ich mir auch sagen: Hey, ich habe das wirklich umgesetzt, das erste mal wirklich was gesagt. Ich fühle mich voll wohl dabei, das ist mir überhaupt nicht peinlich." Dazu gibt es auch gar keinen Grund. Was Savas uns hier und auf dem gesamtem Album mitzuteilen hat, ist fern der politisch korrekten Allgemeinplätze die Essenz der Lehren, die er aus seinem bisherigen Leben gezogen hat und musikalisch in Gänsehaut erzeugender Brillanz umgesetzt.
Die Erfolge und die zahlreichen Releases, Features und Kollaborationen seit dem Debut sind nicht mehr in Kürze zu fassen. Stellvertretend sollte man die beiden jüngsten Alben nennen, um der Rapwelt von Savas zwei aktuelle und wichtige Koordinaten hinzuzufügen: die beiden Chartsstürmer "One" mit Azad und "Die John Bello Story".
Und endlich kann man sich auch wieder live von KOOL SAVAS Skills beeindrucken lassen: bei der kommenden "Optik Takeover Tour", bei der auch seine Labelmates ERCANDIZE, AMAR, CAPUT, DJ NICON mit von der Partie sind.
www.kool-savas.de www.ercandize.de www.optikrecords.de Record Company: Optik / Subword / SonyBMG
www.subword.de |
www.sonybmg.de Zeit(en): 19 Uhr Einlass, Beginn 20 Uhr
Preis: 15 euro
Veranstaltungs-Ort: Kantine Köln
Neusser Landstr.2
50735 KÖLN (Köln, Bonn, Aachen Düren alle Termine zu Köln, Bonn, Aachen Düren)
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