Für A.
Dies ist ein Liebeslied. Fast. Es beginnt mit einem Auftritt von Philipp Schiemann vor einigen Jahren. Damals las der ganzkörpertätowierte Wortliebhaber im bescheidenen Schaustall und ein junger Herr im Publikum war ganz besonders verzaubert ob der ungestümen Sprachgewalt des Vortragenden. Daraufhin sammelte der verzauberte junge Herr jedes veröffentlichte Schriftstück des Autors und auch sonst so einiges an schiemannscher Kunst. Und heuer meldet sich der verzauberte junge Herr mit der schönen Nachricht, dass in der Videothek seines Vertrauens (Media Eyeland am Rahthaus) "eine sehr interessante DVD im Verleih ist, auf der nicht nur "Cleaner", sondern viele weitere Specials früherer Filmjahre zu sehen sind". "Cleaner" ist laut Waschzettel ein "ultrabrutales Killerszenario voller Sex, Drogen, Perversion und Gewalt", stammt aus Schiemanns stürmischen Drangjahren und ist folgerichtig in der Abteilung für erwachsene Filmkunstfreunde zu finden. Im Schaustall indes wird der Düsseldorfer aus seinen jugendfreien "Ghana-Briefen" vorlesen. Da schildert Schiemann von ganz weit weg. Er berichtet von Fetischpriestern, aus Früchten improvisiertem Kinderspielzeug und fremdartigen Nahrungsmitteln. Und das wird er mit sehr viel Seele und - auch das ist garantiert - unter Beisein eines besonders verzauberten jungen Mannes im Publikum tun. Denn dies ist fast ein Liebeslied.
kat
