Bernays Propaganda—Tour 2009 - 2016, Tickets, Konzerte, Interviews

Edward L. Bernays, der Begründer der Public Relations, bezeichnete einst Organisationen, die im Verborgenen arbeiten, als die eigentlichen Regierungen eines Landes, da sie die Macht hätten, demokratische Gesellschaften bewusst manipulieren zu können.

Diese subtilen Einflüsse auf die Gesellschaft anzuprangern versucht die mazedonische Band BERNAYS PROPAGANDA, indem sie ihre Texte über korrupte Regierungen, Regimes und Organisationen der Wirtschaft auf reduzierte, fast schon zurückhaltende Art mit treibenden Rhythmen verketten, welche an GANG OF FOUR oder JOY DIVISION erinnern.

Dabei zeigen BP ihre Wut, ohne laut und aggressiv zu sein, suggerieren Bedrohlichkeit, während harmlose Melodien im Hintergrund vor sich hin plätschern. Als weitere Einflüsse nennt die Band FUGAZI und BLACK FLAG, Straight Edge und Vegetarismus, wobei es BP insbesondere durch die eindringliche Stimme der Sängerin Kristina gelingt, entspannt und überzeugend gleichzeitig zu wirken, ohne dass man dabei schlichte Phrasen wittert.

gesamtes Review lesen

Ox Fanzine #81 als PDF

BERNAYS PROPAGANDA

Happiness Machines

Schon für die Ausgabe 81 fiel mir das Demo der mazedonischen Band BERNAYS PROPAGANDA in die Hände und lief seitdem unzählige Male in meinem heimischen CD-Player rauf und runter. Deshalb bin ich fast ein bisschen stolz darauf, die „Happiness Machine" als gepresste CD mit zugehörigem Booklet in den Händen zu halten, für die zusätzlich alle mazedonischen Texte der Band ins Englische übersetzt wurden.

Obendrein liegt der CD ein 32-seitiger Essay der Sängerin und Texterin Kristina Gorovska bei, in dem sie sich unter anderem mit der Menschenwürde, Schmerz, Instinkt, Veränderung und Fortschritt auseinandersetzt und dafür fleißig Kant, Schopenhauer, Arendt oder Kasirer zitiert.

Musikalische Veränderungen gibt es im Vergleich zur vorherigen Demoplatte nur wenige, allenfalls manche Stücke wurden beschleunigt, der LoFi-Klang gesäubert. Was mich vor ein paar Monaten schon überzeugen konnte, gewinnt noch einmal mehr meine volle Begeisterung.

Eine durchdachte Platte, auf der sich die jahrelange musikalische Erfahrung der vier Bandmitglieder widerspiegelt und denen man gerne GOSSIP, GANG OF FOUR oder FUGAZI als Inspiration überlässt.

gesamtes Review lesen

Ox Fanzine #84 als PDF

BERNAYS PROPAGANDA

My Personal Holiday

Ohne sich lange auf dem Erfolg ihres Debütalbums „Happiness Machines“ auszuruhen, liefern die Mazedonier BERNAYS PROPAGANDA ihr Nachfolgealbum ab, mit dem sie die bedrohlich-aggressiven Songs des Vorgängers um weitere Glanzstücke erweitern.

Post-Punk, der beides, eiskalte Schauer und emotionale Feuerwerke, hervorrufen kann und dennoch allzeit bei sich bleibt, geschlossen, nachvollziehbar und berechenbar arrangiert ist. Hinzu kommt die unglaubliche Stimme von Kristina Gorovska, die zwischen mazedonischen und englischen Texten hin und her wechselt und deren Schmerz, Aggressionen und Zuversicht in jeder Silbe aufflackern und spürbar werden.

Die Songtexte sind dieses Mal im Booklet komplett auf Englisch abgedruckt und auch wenn das Artwork von „My Personal Holiday“ nicht ganz an den Vorgänger heranreicht, ist das Album doch eine kleine Perle, die man gerne besitzt und pflegen sollte.

gesamtes Review lesen

Ox Fanzine #91 als PDF

BERNAYS PROPAGANDA

My Personal Holiday

Erstaunlich, wie ähnlich Mazedonisch in gesungener Form doch Tschechisch oder auch Russisch klingt. Wer damit Verständnisprobleme hat, bekommt eine englische Textbeilage und auf dem Zweitwerk sogar einige Songs direkt auf Englisch, die einen ganz anderen Charme haben als die Songs, die man ohne Leseanleitung nicht versteht.

Die drei Herren und die Sängerin, die mit ihrem Bandnamen an das Handbuch der modernen Massenmanipulation gemahnen, haben sich voll und ganz dem powackelnden Post-Punk verschrieben, der späteren FUGAZI und den durchdachteren D.C.-Bands ebenso wenig unähnlich ist wie den aktuell angesagten GOSSIP (ohne Beth aus Marzahn) und klassischen Discorhythmen, nur dass sie weniger aufdringlich daher kommen, weil die meisten Musikjournalisten ihre Mühe hätten, das kleine Land überhaupt auf der Karte zu finden und weil auf technische Hilfsmittel sowie Vocoder-Schnickschnack verzichtet wird.

Das ist noch richtige Handarbeit und keine Baukastenaufnahme mit den aktuell angesagten Zutaten. Anleihen und Verbeugungen vor den derzeit ohnehin allgegenwärtigen JOY DIVISION fehlen natürlich ebenso wenig wie Spurenelemente von den GANG OF FOUR.

Ich hasse den Ausdruck, aber „groovy“ ist hier tatsächlich einmal zur Abwechslung als positives Attribut angebracht. Exzellente Schlagzeugrhythmen, locker-flockig tanzbare Gitarrenmelodien mit Punk im Kopf und Arsch.

Der Titeltrack ist ein Hit! Sehr schön und textlich auch alles andere als unschlau, wobei ich mich hier auf die Beilage verlassen muss, denn mein Mazedonisch ist doch etwas eingerostet.

gesamtes Review lesen

Ox Fanzine #96 als PDF

BERNAYS PROPAGANDA

Zabraneta Planeta

Die Post-Punk-Seite von XAXAXA (gleiche Band, anderer Sound), endlich mit einer neuen Platte, die schon nach den ersten Takten zustimmendes Nicken auslöst, weil sie einfach hervorragend aufgenommen wurde.

Warum GOSSIP mit einem ähnlichen von GANG OF FOUR beeinflussten Sound auf riesigen Bühnen stehen, während diese Band neun Wochen durch Europas kleinere Clubs tourt, bleibt zumindest mir ein Rätsel.

Wahrscheinlich ist die Antwort aber doch ganz einfach: Englisch verstehen eben mehr Menschen! Hätte ich zwei Karten am selben Abend, wäre meine Wahl ganz klar, außerdem stehe ich auf kleine Läden.

Die feinen JOY DIVISION-Anspielungen aufzuspüren, ist fast so spannend wie die feinen Geschmacksnoten eines guten Whiskys zu ergründen, nachschenken und sich vergewissern, um sich dann mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Alleine macht das Zuhören hier wie der Whiskygenuss nur den halben Spaß, wenn man sich darüber nicht unterhalten und gemeinsam genießen kann. Bevor ich es vergesse und jemand anders tut, sag ich es dann doch auch mal: FUGAZI (späte) schwingen hier ebenfalls mit, allerdings hatten die nie eine Frau am Mikro.

Letztendlich lässt sich aber fast alles auf die Band aus Leeds zurückführen, die den Grundstein für eine großartige Band und Platte wie diese hier gelegt haben. Tanzbar, selbst für Bewegungslegastheniker und Grobmotoriker.

Groß!

gesamtes Review lesen

Ox Fanzine #108 als PDF

BERNAYS PROPAGANDA

Politika

„Politika“ klingt deutlich anders als die drei vorhergehenden Platten, was durch personelle Umbesetzungen ausgelöst wurde. Nachdem sich Bassist und Schlagzeuger vor anderthalb Jahren verabschiedet haben, wurde die eine Position durch den Ur-Bassisten neu besetzt, und das Schlagzeug ist nun eine Drum-Maschine, die den Sound präziser, aber wesentlich wärmer und deutlich basslastiger macht.

Außerdem werden vermehrt Samples eingesetzt, was den bisher klaren Post-Punk-Sound ein Stückchen weiter in die Mitte der Achtziger schiebt, als nur noch NEW ORDER übrig waren. Die Gitarre nimmt sich deutlich zurück, während der Drumcomputer dominiert.

Am Ende klingt das deutlich melancholischer als der bisherige Output, zugleich wiederum auch düster-poppig, und zum ersten Mal „verstehe“ ich kein Wort, weil der CD weder englische Übersetzungen noch Titelangaben beiliegen, die meine Tastatur versteht.

In jedem Fall ein interessanter Weg, den BERNAYS PROPAGANDA eingeschlagen haben, aber ob er allen gefallen wird, die der Band bisher gefolgt sind? Wir werden sehen. Interessanter wird es sein, wie sie ihre bisherigen Stücke in dieser Form neu interpretieren.

gesamtes Review lesen

Ox Fanzine #126 als PDF

BERNAYS PROPAGANDA

Na To Igrisce Ne Smem

Manchmal dauert es etwas länger, so wie hier knappe zwei Jahre, bis dieses Sammelsurium aus remixten Tracks, verstreuten Samplerarbeiten, Soundtracks und Überbleibseln sich nach der Veröffentlichung endlich auf dem heimischen Teller dreht, um besprochen zu werden.

Fünf der Songs sind alternative Versionen oder Remixe, der Rest dieser in Kroatien veröffentlichten Kleinteilebox stammt von diversen Kleinveröffentlichungen, die man sonst mühsam und umständlich hätte zusammensuchen müssen, insofern eine sehr dankbare Veröffentlichung der Mazedonier (jetzt Republik Nordmazedonien), die ja schon seit einiger Zeit nur noch zu dritt mit Drumcomputer unterwegs sind.

Die Remixe zeigen die noch tanzbarere Seite der Band, was mitunter durchaus schon radiokompatibel ausfällt, und trotz Sammelsurium klingt die LP wie aus einem Guss. Die Mischung aus Post-New-Wave, Post-Punk und der markanten Stimme, ist nach wie vor ein Alleinstellungsmerkmal, das bei allen immer wieder genannten Referenzen (FUGAZI, GANG OF FOUR, GOSSIP) so viel Eigenständigkeit aufweist, dass nur schlechter Geschmack, Sprachbarrieren oder Ähnliches dafür verantwortlich gemacht werden kann, warum diese Band nicht viel bekannter ist.

Apropos Sprachbarriere: Leider fehlt auch diesmal wieder eine international verständliche Textbeilage, denn Mazedonisch gehört dann doch zu den eher nicht so sehr verbreiteten Fremdsprachen.

Das auf der LP enthaltene Material ist wie immer tadellos aufgenommen und bei manchen Stücken hat sich eine melancholische Leichtigkeit eingestellt, die erst durch die Überarbeitung ihre volle Wirkung entfaltet.

gesamtes Review lesen

Ox Fanzine #146 als PDF

BERNAYS PROPAGANDA

Vtora Mladost, Treta Svetska Vojna

Es sind andere Sphären, in denen sich die Band aus Mazedonien diesmal bewegt. Tanzbarer Elektro-Dub-Post-Punk mit viel Bass und Tiefgang auf der einen Seite, klare New-Wave- und Tribal-Einflüsse bis hin zu Detroit-HipHop auf der anderen Seite.

Der Weg, der vom eindeutigen Post-Punk fortführt, deutete sich schon auf den letzten Releases an, hier ist er vollzogen, auch wenn er noch nicht ganz zu Ende scheint, denn der Stilmix ist noch unfertig.

Wofür sich die Band letztendlich entscheiden wird, zum Beispiel für eine Beibehaltung dieses Mixes, steht also offen. Spannend, den Weg zu verfolgen, auch wenn das dem einen oder der anderen vielleicht musikalisch nicht mehr alles so geheuer vorkommen wird.

Andererseits ist das Genre, das sie bisher so gut bestellt haben, mittlerweile ziemlich überlaufen, und die musikalischen Fähigkeiten, etwas anderes zu erschließen, hatte diese Band schon immer.

Im Gegensatz zu anderen Bands, die auf der Suche sind, machen BERNAYS PROPAGANDA eines goldrichtig: Sie verlieren sich nicht in opulentem Pomp, sondern strippen das Ganze so weit herunter, dass es immer transparent bleibt und Ideen nicht in der schieren Masse erdrückt werden.

Manche Songs sind dabei so erschreckend radiotauglich, dass jetzt nur noch das Nischenprogramm her müsste, um die Stücke zu spielen. Wer offen ist, sich interessante Musik anzuhören, sollte ein Ohr riskieren, ich find’s äußerst gelungen.